Auf dem Weg zur technologischen Souveränität
2022-11-25 12:11

Auf dem Weg zur technologischen Souveränität

Vor dem Hintergrund großer gesellschaftlicher und geopolitischer Umwälzungen gewinnt ein Thema zunehmend an Dringlichkeit: die technologische Souveränität. Um einen österreichischen Diskurs entlang konkreter Anwendungsfälle zu befördern, lancierte der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) das Forum Technologiesouveränität. Zum Auftakt am 25. November widmeten sich Expert:innen dem Thema Quantentechnologien.

Auch in Österreich wird eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage geführt, wie souverän wir in der Entwicklung und Anwendung von Technologie(n) sein müssen und können. „Der Zugang zu kritischen Technologien erhält und steigert unsere Wettbewerbsfähigkeit, unseren Wohlstand und unsere staatliche Leistungsfähigkeit“, bringt es Ratsmitglied Jakob Edler auf den Punkt. Dabei dürfe der Begriff aber keinesfalls mit Autonomie oder gar Autarkie verwechselt werden, erläutert Sascha Ruhland, Referent des RFTE. „Im Unterschied zur Autonomie bezeichnet Souveränität die Fähigkeit, selbstbestimmt und nicht autark agieren zu können. Souverän ist ein Staat, wenn er über kritische Technologien verfügt, sie weiterentwickeln oder ohne einseitige strukturelle Abhängigkeiten beziehen kann“, wie Sascha Ruhland ausführt.

Drei Stufen zur Technologiesouveränität

Zum Auftakt des Forums Technologiesouveränität wurde schnell klar, welche Fragen man sich stellen muss, geht es um konkrete Maßnahmen. Für Andreas Tünnermann von der Fraunhofer-Gesellschaft ist es unerlässlich, sich zunächst über die eigenen Werte bewusst zu werden, die Grundlagen für staatliche Handlungsfähigkeit zu definieren und existierende Abhängigkeiten zu identifizieren. Hat man einen Konsens erreicht, gilt es, auf dem Weg zur Technologiesouveränität drei Stufen zu nehmen. „Erstens bewerten und einschätzen, zweitens die grundlegende Fähigkeit zur Nutzung einer Schlüsseltechnologie erhalten und drittens, diese und ihre Anwendung vollständig beherrschen, um gestalterische Kompetenz zu gewinnen.“

Österreich als Innovationsstandort für Quantentechnologien

Eine dieser Schlüsseltechnologien ist die Quantentechnologie – ein Gebiet, in dem Österreich sehr gut positioniert ist, man denke etwa an den Quantenphysiker Anton Zeilinger, der für seine bahnbrechende Forschungsleistung kürzlich den Nobelpreis erhielt, oder an die Quantenforschung in Innsbruck, Wien und anderswo.

Von den Anwendungsfeldern gewinnen insbesondere Quanteninformationstechnologien an technologischer Reife und damit auch an Bedeutung für leistungsfähige und resiliente digitale Infrastrukturen. Aktuelle Innovationen z.B. in der Quantenkommunikation stehen kurz davor, einen Paradigmenwechsel gegenüber etablierten digitalen Technologien herbeizuführen.

Wenn Österreichs ausgezeichnete Forschung und Industrie in entsprechenden Leuchtturmprojekten koordiniert zusammenwirken, entsteht kritische Masse und somit die Chance, Wissen effektiv zu transferieren und ein kompetitives Ökosystem aufzubauen. Das hohe Volumen an derzeit investiertem (Risiko-)Kapital betont zusätzlich die Chance und Notwendigkeit, Österreich jetzt im globalen Wettbewerb als Standort mit Nachdruck zu positionieren.

Damit dies gelingt, müssen die notwendigen Voraussetzungen wie Rahmenbedingungen, Infrastrukturen und Kompetenzen geschaffen werden. Nur so kann Österreich die erforderlichen europäischen und globalen Partnerschaften auf Augenhöhe eingehen. Österreich hat nicht nur das Potenzial, sich als Innovations- und Wirtschaftsstandort für Quantentechnologien zu etablieren, sondern auch dafür, gemeinsam mit den europäischen Partnern Quantentechnologien aktiv und dem europäischen Wertekanon entsprechend zu gestalten und so einen signifikanten Beitrag zur Erreichung technologischer Souveränität zu leisten.

Über das Forum Technologiesouveränität

Mit dem Forum Technologiesouveränität bietet der RFTE eine offene Plattform, auf der die relevanten Akteur:innen des FTI-Systems österreichische Interessen formulieren und in die europäische Debatte einbringen können, auch in Kooperation mit europäischen Partnern wie der Fraunhofer Gesellschaft. „Wir betonen damit den Dialog und bieten eine zielorientierte, aber ergebnisoffene Plattform für Kollaboration und Kommunikation“, umreißt Sascha Ruhland die Intention des Rates. Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Forums wird sich Anfang 2023 das nächste dem Abgleich mit den Bedarfen der Industrie sowie konkreten Möglichkeiten zur Umsetzung der jetzt diskutierten Maßnahmen widmen.

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